NRW, 12.10.2009 11:00 Uhr
Wehrstapel/Meschede. Absagen. Absagen. Absagen. Alles, was sich auf dem Schreibtisch von Eberhard Zische befindet sind Ablehnungen. „Ich hab viele gute Ideen, für die Umsetzung fehlen mir jedoch die Partner und die Mittel“ sagt der ergraute Mann mit nicht zu verkennender Bitternis in der Stimme.
Eberhard Ziesche ist 70 Jahre alt und war früher Berufskraftfahrer. Doch sein Leben hat er vollkommen der Tüftelei und den Erfindungen verschrieben. Seit 1959 ist der Mann mit Feuereifer dabei, Konzepte zu entwickeln, um die Welt zumindest ein klein wenig besser zu machen.
Eine seiner ersten Ideen war die Anbringung von Windleitblechen an LKW, für die er aber von den zuständigen Automobilherstellern nie eine schriftliche Rückmeldung erhielt. Heutzutage muss der Erfinder mit ansehen, wie jedes Fahrzeug auf Straße serienmäßig mit eben jenen Windabweisern ausgestattet ist – seiner Idee also.
Und genau diese Tatsache macht dem Hobby-Ingenieur so zu schaffen. Er bemängelt die fehlende Kooperationsbereitschaft und den nicht vorhandenen Mut der Unternehmen, neue Wege zu gehen. „Sie lassen das ganze Potenzial ungenutzt liegen“, kritisiert Ziesche. An Ideen mangele es ihm schließlich nicht. Als ob er den Beweis für diese Aussage erbringen müsste, präsentiert der 70-jährige ein ganzes Repertoire an Verbesserungsvorschlägen: ob Schnellkochtöpfe, Erdbebenfrühwarnsysteme oder sogar Luft- und Raumfahrttechnik – der Erfindergeist Zisches ist schier grenzenlos.
Vor 40 Jahren habe er bereits über die Erfindung eines Luftkissenfahrzeuges nachgedacht. Dabei unterlief ihm allerdings der Fehler, dieses Vehikel für den allgemeinen Straßenbetrieb einzuplanen. Als sich diese Idee als nicht praktikabel erwies, verwarf er sie nach eigenen Angaben. Kurze Zeit später entwickelte ein anderer Erfinder dasselbe Konzept für das Wasser und hatte mit den sogenannten „Hoovercrafts“, den Luftkissenbooten, durchschlagenden Erfolg. Seine Idee aufs Wasser zu verlegen, habe er nicht bedacht, räumt Zische reumütig ein.
Hauptsächlich sei es aber die mangelnde Abenteuerlust der Unternehmen, die seinen Durchbruch verhindern, so der Erfinder. Als 2003 28 taubstumme Kinder in Russland bei einem Brand ums Leben kamen, entwickelte Ziesche die Idee einer Manschette, die diese Kinder im Notfall per Signal oder leichtem Stromstoß auf die Gefahrensituation aufmerksam macht. Den Feueralarm konnten die taubstummen Betroffenen schließlich nicht wahrnehmen. Aber auch für eine derartige Idee findet der Tüftler keine Mitstreiter.
Er hat schon viel versucht, hat Institutionen und Behörden angeschrieben, seine Ideen Parteien vorgetragen. Doch alles ohne Erfolg. Auch sein Plädoyer, so genannte „Erfinderzentren“ einzuführen, um die Wirtschaft nachhaltig anzutreiben, stößt auf taube Ohren.
Eberhard Ziesche hat Innovationslust und Unternehmergeist. Und das es der heutigen Gesellschaft genau daran mangelt, ist eigentlich auch kein Geheimnis.
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